Montag, 22. Dezember 2008

Weihnachten in Acupari

Wir Deutschlehrer hatten in den letzten Wochen immer wieder regelrechte Heimweh-Attacken!
Für unsere Schüler gab es einen Adventskranz, so dass jede Klasse an einem bestimmten Dezembertag ihr Säckchen ziehen durfte, worin sich Süßes und ein deutsches Weihnachtsgedicht oder -lied befand. Letzteres wurde im Unterricht dann einstudiert und in einer anderen Klasse vorgetragen. Was für die Schüler eine nette Unterrichtspause bedeutete, verursachte bei uns Lehrern bei der Vorbereitung wie bei der Durchführung die obengenannten Anfälle. Bei einer Lehrerin führte es sogar soweit, dass sie letzte Woche noch einen Flug buchte, der gestern startete...

Für die Lehrer gab's einen extra Adventskalender, und diese intensive weihnachtliche Stimmung in Acupari ließ im Lehrerzimmer eine kreative Quelle sprudeln, die zu folgendem Ergebnis führte:


Man muss dazu sagen, dass es in Peru durchaus Weihnachtsbäume gibt, allerdings sind die fast ausschließlich aus Plastik, und wir fanden, dass zumindest vom Material her Bücher da doch näher am Baum dran sind!

Am Freitag, dem letzten Unterrichtstag, wurden in den Klassen auch Weihnachtsstunden gemacht, mit Wichteln (heißt hier amigos secretos), heißer Schokolade, Panetón (das sind große Weißbrote mit Rosinen und kandierten Früchten drin) und Sekt. Ich bekam von meiner Wichtelpartnerin ein Trikot vom hiesigen Fußballverein und habe tatsächlich gestern schon viel besser gespielt ;)

Den hat einer meiner Schüler (der Kunst studiert) als Weihnachtsdeko an die Tafel gemalt - blau deshalb, weil ihm rot zu alltäglich war...


Am Abend schließlich fand dann die Weihnachtsfeier der Deutschlehrer statt. Man muss wirklich sagen, es hat kaum was gefehlt. Das lag zum einen daran, dass eine Lehrerin hier auch ein Restaurant besitzt und für die richtigen Speisen gesorgt hat.


Zum anderen ist Maria, unsere Chefin, die deutsche Honorarkonsulin von Cusco und darf auf Kosten des deutschen Staats ganz ordentliche Bestellungen in Deutschland aufgeben. So gab es Lebkuchen, jeder von uns bekam einen Nikolaus etc.

Die Bescherung fiel also reichlich aus, und schon Kleinigkeiten wie die deutschen Lebkuchen wurden mit großer Freude in Empfang genommen!

So, jetzt wünsche ich Euch allen frohe Weihnachten und schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!

Wie ich die kommenden zwei Wochen verbringen werde, ist noch nicht ganz klar, aber eine Reise (vielleicht in den Urwald?) wird auf jeden Fall dabei sein.

Donnerstag, 13. November 2008

Im Heiligen Tal.

Letztes Wochenende war ich mit den Acupari-Kollegen im Heiligen Tal (Valle Sagrado) bei dem zehnjährigen Jubiläum eines Kinderheims. Das Tal heißt so, weil es sehr fruchtbar ist und ein gemäßigtes Klima hat - im Gegensatz zum Hochland links und rechts davon. Auf dem folgenden Foto sieht man im Vordergrund das Hochland von Cusco und im Hintergrund die schneebedeckten Berge auf der anderen Seite des Tals.


(Ganz links ist meine Chefin und Konsulin Maria, ganz rechts ihr peruanischer Mann Flavio, halblinks und -rechts Sabine und Dominik, zwei Kollegen, und in der Mitte Shirley, die peruanische Frau von Dominik.)

Vor unserem Besuch im Heim sind durch Urubamba (unten im Tal) gefahren, wo gerade Dorffest war.

Im Kinderheim dann wurden wir sehr herzlich empfangen und zum Mittagessen eingeladen. Das Heim wurde von einem Deutschen gegründet und wird von Deutschland aus finanziert (wir wurden von manchen auch fälschlicherweise für die großzügigen Spender gehalten...). Seine Lage ist sehr idyllisch:


Wegen der Idylle ist das Heilige Tal bei wohltätigen Europäern sehr beliebt, und so gibt es dort sechs Kinderheime (darunter eins von Peter Maffay), obwohl eigentlich gar nicht soviel Bedarf herrscht. Dort hingegen, wo wirklich Not am Kind ist (in den entlegenen, kargen Regionen), will niemand hin...

Zu jeder Feier gehören immer auch traditionelle Musik, Tänze und Kostüme:



Zum Abschluss des Tages kehrten wir in Pisaq, einem anderen Ort, in dem Café einer Deutschen ein und fraßen uns mit Käsekuchen und Apfelstrudel voll. (Die Hälfte des Kollegiums - darunter auch ich - sollte den Heimweh-Anfall bitter mit allerlei nicht detailbedürftigen Verdauungsproblemen büßen...)
Die Rückfahrt war sehr lustig: Der CD-Player wurde voll aufgedreht, und das ganze Kollegium inklusive Chefin grölte lauthals mit bei Maná, Juanes, Jarabe del Palo und peruanischen Schlagern...

Mittwoch, 5. November 2008

Fiesta in Combapata.

Ich muss dringend einen Nachtrag machen. Vor ein paar Wochen war ich mit Pepe auf dem Dorffest von Combapata, wo Pepe früher gearbeitet hat. Ungefähr jedes Dorf hat hier eine eigene Jungfrau Maria, die einmal im Jahr in einer bunten Prozession um den Platz getragen wird.

Die Prozession der Jungfrau wurde - passend ;) - von solchen Tänzerinnen begleitet.

Mit Pepe an seinen früheren Arbeitsplätzen unterwegs zu sein, ist immer etwas beschwerlich. Drei Viertel der Bevölkerung wollen ihn nämlich begrüßen, und ihn einladen, und seine Handynummer, und ...
Das hat zur Folge, dass man im Schnitt alle zwei Minuten fünf Minuten warten muss, bis der Spaziergang weitergehen kann. Dafür hatte ich viel Zeit mich umzuschauen...


Montag, 27. Oktober 2008

Pikillaqta mit César.

Gestern war ich mit César in Pikillaqta, wo die Ruinen einer Wari-Siedlung zu sehen sind. Die Wari sind eins der vielen Völker, die schon lange vor den Inkas hier lebten. Da Peru aber nun mal das Land der Inkas ist, vergisst man schnell mal alles andere. Für die eigene vereinfachende Denkweise kriegt man aber schnell wieder den Spiegel vorgehalten - wenn man nämlich das Land von Bier, Volkswagen, Stihl und Hitler vertreten muss...
So tat es ganz gut, mit César als fachkundigem Führer durch die Ruinen zu wandern. César war dort nämlich über ein Jahr angestellt, bis Personal reduziert wurde.


Ein kleines Museum gab es auch, mit einem komischen Tier (also das links und rechts, meine ich...).

Dann haben wir noch versucht, ein Bild mit Selbstauslöser zu machen.

Beim ersten Versuch wurde unsere Diskussion über das beste Arrangement dokumentiert. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass das folgende abgesprochen gewesen wäre...:


Da der Himmel mittlerweile bedrohliche Züge aufgesetzt hatte, versuchte sich César als Wetter-Dompteur
:

Der Regen kam dann aber doch immer näher und erwischte uns auf unserem Weg in ein kleines Dorf, wo es zum Abschluss des Ausflugs Entenbraten gab. (Die Ente war leider nicht mehr die jüngste und lag mir noch den ganzen Tag im Magen.)

Dienstag, 21. Oktober 2008

Bei Acupari.

Schon die dritte Woche unterrichte ich jetzt bei Acupari Deutsch. Die Sprachschule ist in einem für Cusco typischen Gebäude untergebracht: unten die Mauern der Inkas, oben Kolonialstil der Spanier (Acupari ist nur oben).

Interessant für europäische Augen finde ich besonders den Blick hinten raus (dazu muss man wissen, dass Acupari mitten in der Innenstadt liegt):


Ja, und das sind meine Kollegen bei unserer ersten Sitzung!

Alle sind aus ganz unterschiedlichen Gründen hier: die Chefin (r.v.) beispielsweise ist schon seit Jahrzehnten mit einem Peruaner verheiratet, Dominik ist seit kurzem hier verheiratet und sattelt gerade von Elektriker auf Deutschlehrer um, eine andere kam nach dem Abi her, fand hier ihren Freund und bleibt deshalb länger, eine weitere macht hier ihr Sabbatjahr...

Hehe, die fleißigen Kolleginnen und der nicht immer so motivierte Kollege ;)


Das Unterrichten macht ziemlich Spaß ("Ischeiße Juan" - "Nein, Scheiße ist was anderes..."), dehnt manchmal aber auch den Geduldsfaden. Meine peruanischen Schüler arbeiten meistens im Tourismus oder der internationalen Wirtschaft (oder studieren daraufhin), und sind dementsprechend verschieden alt: mein jüngster Schüler ist 15, der älteste 38.
Das peruanische Schulsystem ist leider noch sehr dem Nachplappern und Auswendiglernen verhaftet, und das merkt man im Unterricht. Jedes Futzelchen will übersetzt sein, ein zusammengesetztes Wort ist ein neues Wort, auch wenn die Teile bekannt sind usw. Ein Donnerwetter macht allerdings immer großen Eindruck auf meine Schüler, und so habe ich die Hoffnung, dass wir gemeinsam das Ziel erreichen ;)

Montag, 20. Oktober 2008

Peruanischer Geburtstag.

Vor kurzem hat mich Pepe auf den Geburtstag eines Bekannten mitgenommen. Man saß in einem kahlen und kalten Raum im Stuhlkreis (hat mich an die Vorstellungsrunden in meinen Sprachkursen erinnert) und bekam Bier serviert (okay, das nicht). Weil am Anfang die Gäste noch spärlich und die Stimmung etwas reserviert war, begann Pepe Anekdoten aus seiner Zeit als Landarzt zum Besten zu geben, z.B. von der Bäuerin, die ihren Esel in Behandlung brachte. Oder von der Operation eines Unfallopfers, während welcher der Strom ausfiel, woraufhin Pepe einen Polizisten anwies, ihm mit Kerzen zu leuchten. Das ging aber nicht lange gut, weil der Polizist angesichts des offenen Körpers mitsamt den Kerzen umkippte und Pepe fortan zwei Patienten versorgen musste. Oder auch die Anekdote von dem Dorffest, auf dem Pepe selbst gut am Feiern war und schon einiges intus hatte, als man ihm eine Platzwunde aus einer Schlägerei brachte. Als einziger Mann vom Fach musste Pepe die Wunde natürlich nähen - trotz seines angeheiterten Zustands. Am nächsten Morgen kam das Schlägerei-Opfer zur Nachsorge bei Pepe vorbei, dem noch der Kopf brummte. Die Wunde war entsetzlich genäht, und Pepe fragte den Mann arglos, welcher Pfuscher ihn so zugerichtet habe. Der Mann darauf: "Na Sie, Doktor!"
Und so ging es am laufenden Band. Damit die Münder beim Zuhören nicht austrockneten, wurde nach jedem Geschichtchen zugeprostet und getrunken. Und so dauerte es nicht lange, bis die Gesellschaft ziemlich locker war. Irgendwann begann ich in unbeachteten Momenten einzelne Schlucke Bier in eine Lache am Boden zu kippen, die dadurch entstanden war, dass Pepe ein Glas umgeworfen hatte. Dadurch konnte ich das weitere Geschehen mit relativ klarem Blick verfolgen.
Alsbald kamen politische und religiöse Themen auf den Tisch. Die Wirtschaftskrise wurde als Anzeichen für den Niedergang der Weltmacht USA gedeutet, und ihren Platz würde - daran ließ der Redner keinen Zweifel - selbstverständlich Peru einnehmen. Genauso überzeugt war er davon, dass Gott die peruanische Nationalität besitze. Warum? Weil Peru das Ursprungsland der Kartoffel ist, und die ist ja von unschätzbarem Wert für die Ernährung der Welt.
Schließlich schien auch Pepe genug zu haben und beschloss, wir würden unbemerkt verschwinden. (Wenn er nämlich sein Gehen ankündigte, würden sie ihn nicht gehen lassen.) Also verließ er das Haus - um frische Luft zu schnappen. Wenig später ging ich - um zu telefonieren. Dann folgte unser Chauffeur - der dummerweise entdeckt wurde. Der Gastgeber war jedoch gnädig und ließ uns nach herzlichem Abschied gehen. Puh.

Dienstag, 14. Oktober 2008

In Cusco angekommen...

...und zwar schon vor drei Wochen! Ich wohne mit Pepe, einem peruanischen Arzt, und drei Studenten zusammen. Pepe war lange Jahre Landarzt für die arme Landbevölkerung, und als Arzt und Studierter eine angesehene Persönlichkeit, weshalb ihn alle "Doctor" nennen. Peruanische Eltern bemühen sich stets, für ihr Kind einen Paten zu finden, der möglichst angesehen ist und es später (finanziell) unterstützen kann. Daher ist Pepe ein sehr beliebter Kandidat und brachte es auf über 100 Patenkinder! Die Studenten, mit denen ich zusammen wohne, sind drei davon. Dadurch, dass sie umsonst im Haus wohnen dürfen, ermöglicht Pepe ihnen das Studium; im Ausgleich kümmern sie sich um den Haushalt, putzen, kochen und machen Einkäufe.
Wir haben viel Spaß in unserer Männer-WG, z.B. beim Fußballgucken oder beim gemeinsamen Abendessen:


Beim Abendessen sind von links nach rechts Julián, Efraín, Pepe, ich, Orlando (bis hierhin WG) und Arsenio zu sehen.

Auch wenn die Studenten für deutsche Verhältnisse ziemlich fleißig sind (schon mal von einem Studenten gehört, der jeden Tag um 6h aufsteht und lernt?!), zieht Pepe sie immer damit auf, wie faul sie seien: "Esos vagos, se levantan para el desayuno, y cuando yo me voy al trabajo, otra vez se echan a la cama..." [Diese Faulenzer, stehen auf fürs Frühstück, und wenn ich zur Arbeit gehen, legen sie sich wieder aufs Ohr...] Oder er macht sich über ihren Dorfdialekt lustig: "Estos Andahualinos, cómo van a aprender el inglés, si ni siquiera saben hablar castellano?" [Diese Andahualinos, wie wollen sie Englisch lernen, wenn sie noch nicht mal Spanisch können?]. Die Jungs sind aber auch nicht auf den Mund gefallen, sondern schießen zurück, und so entwickelt sich stets ein anregendes Tischgespräch ;)


Orlando und Efraín.

Mit dem Jungs spiele ich am Wochenende Fußball, wo ich wegen der dünnen Luft nach einer halben Stunde fast aus den Latschen kippe, - oder Volleyball:



Oder wir kochen zusammen, z.B. cuy, und das bedeutet...... Meerschweinchen!


Ja, Meerschweinchen ist hier eine Delikatesse und wird daher vor allem bei besonderen Anlässen serviert, beispielsweise wenn hoher Besuch kommt - und leider gelte ich hier als solcher :/
Es ist wirklich ein seltsames Gefühl, wenn einem beim Bratenduft von etwas, das man eigentlich in der Kategorie Spielgefährte abgelegt hat, das Wasser im Mund zusammenläuft! Meerschweinchen schmeckt eigentlich ähnlich wie Hähnchen. Abgesehen von meinem psychischen Widerstand stört mich allerdings, dass das Tier mehr Knochen als Fleisch hat. Aber wenns sein muss, esse ich es:


Sieht doch eigentlich auch ganz lecker aus, oder?