Montag, 27. Oktober 2008

Pikillaqta mit César.

Gestern war ich mit César in Pikillaqta, wo die Ruinen einer Wari-Siedlung zu sehen sind. Die Wari sind eins der vielen Völker, die schon lange vor den Inkas hier lebten. Da Peru aber nun mal das Land der Inkas ist, vergisst man schnell mal alles andere. Für die eigene vereinfachende Denkweise kriegt man aber schnell wieder den Spiegel vorgehalten - wenn man nämlich das Land von Bier, Volkswagen, Stihl und Hitler vertreten muss...
So tat es ganz gut, mit César als fachkundigem Führer durch die Ruinen zu wandern. César war dort nämlich über ein Jahr angestellt, bis Personal reduziert wurde.


Ein kleines Museum gab es auch, mit einem komischen Tier (also das links und rechts, meine ich...).

Dann haben wir noch versucht, ein Bild mit Selbstauslöser zu machen.

Beim ersten Versuch wurde unsere Diskussion über das beste Arrangement dokumentiert. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass das folgende abgesprochen gewesen wäre...:


Da der Himmel mittlerweile bedrohliche Züge aufgesetzt hatte, versuchte sich César als Wetter-Dompteur
:

Der Regen kam dann aber doch immer näher und erwischte uns auf unserem Weg in ein kleines Dorf, wo es zum Abschluss des Ausflugs Entenbraten gab. (Die Ente war leider nicht mehr die jüngste und lag mir noch den ganzen Tag im Magen.)

Dienstag, 21. Oktober 2008

Bei Acupari.

Schon die dritte Woche unterrichte ich jetzt bei Acupari Deutsch. Die Sprachschule ist in einem für Cusco typischen Gebäude untergebracht: unten die Mauern der Inkas, oben Kolonialstil der Spanier (Acupari ist nur oben).

Interessant für europäische Augen finde ich besonders den Blick hinten raus (dazu muss man wissen, dass Acupari mitten in der Innenstadt liegt):


Ja, und das sind meine Kollegen bei unserer ersten Sitzung!

Alle sind aus ganz unterschiedlichen Gründen hier: die Chefin (r.v.) beispielsweise ist schon seit Jahrzehnten mit einem Peruaner verheiratet, Dominik ist seit kurzem hier verheiratet und sattelt gerade von Elektriker auf Deutschlehrer um, eine andere kam nach dem Abi her, fand hier ihren Freund und bleibt deshalb länger, eine weitere macht hier ihr Sabbatjahr...

Hehe, die fleißigen Kolleginnen und der nicht immer so motivierte Kollege ;)


Das Unterrichten macht ziemlich Spaß ("Ischeiße Juan" - "Nein, Scheiße ist was anderes..."), dehnt manchmal aber auch den Geduldsfaden. Meine peruanischen Schüler arbeiten meistens im Tourismus oder der internationalen Wirtschaft (oder studieren daraufhin), und sind dementsprechend verschieden alt: mein jüngster Schüler ist 15, der älteste 38.
Das peruanische Schulsystem ist leider noch sehr dem Nachplappern und Auswendiglernen verhaftet, und das merkt man im Unterricht. Jedes Futzelchen will übersetzt sein, ein zusammengesetztes Wort ist ein neues Wort, auch wenn die Teile bekannt sind usw. Ein Donnerwetter macht allerdings immer großen Eindruck auf meine Schüler, und so habe ich die Hoffnung, dass wir gemeinsam das Ziel erreichen ;)

Montag, 20. Oktober 2008

Peruanischer Geburtstag.

Vor kurzem hat mich Pepe auf den Geburtstag eines Bekannten mitgenommen. Man saß in einem kahlen und kalten Raum im Stuhlkreis (hat mich an die Vorstellungsrunden in meinen Sprachkursen erinnert) und bekam Bier serviert (okay, das nicht). Weil am Anfang die Gäste noch spärlich und die Stimmung etwas reserviert war, begann Pepe Anekdoten aus seiner Zeit als Landarzt zum Besten zu geben, z.B. von der Bäuerin, die ihren Esel in Behandlung brachte. Oder von der Operation eines Unfallopfers, während welcher der Strom ausfiel, woraufhin Pepe einen Polizisten anwies, ihm mit Kerzen zu leuchten. Das ging aber nicht lange gut, weil der Polizist angesichts des offenen Körpers mitsamt den Kerzen umkippte und Pepe fortan zwei Patienten versorgen musste. Oder auch die Anekdote von dem Dorffest, auf dem Pepe selbst gut am Feiern war und schon einiges intus hatte, als man ihm eine Platzwunde aus einer Schlägerei brachte. Als einziger Mann vom Fach musste Pepe die Wunde natürlich nähen - trotz seines angeheiterten Zustands. Am nächsten Morgen kam das Schlägerei-Opfer zur Nachsorge bei Pepe vorbei, dem noch der Kopf brummte. Die Wunde war entsetzlich genäht, und Pepe fragte den Mann arglos, welcher Pfuscher ihn so zugerichtet habe. Der Mann darauf: "Na Sie, Doktor!"
Und so ging es am laufenden Band. Damit die Münder beim Zuhören nicht austrockneten, wurde nach jedem Geschichtchen zugeprostet und getrunken. Und so dauerte es nicht lange, bis die Gesellschaft ziemlich locker war. Irgendwann begann ich in unbeachteten Momenten einzelne Schlucke Bier in eine Lache am Boden zu kippen, die dadurch entstanden war, dass Pepe ein Glas umgeworfen hatte. Dadurch konnte ich das weitere Geschehen mit relativ klarem Blick verfolgen.
Alsbald kamen politische und religiöse Themen auf den Tisch. Die Wirtschaftskrise wurde als Anzeichen für den Niedergang der Weltmacht USA gedeutet, und ihren Platz würde - daran ließ der Redner keinen Zweifel - selbstverständlich Peru einnehmen. Genauso überzeugt war er davon, dass Gott die peruanische Nationalität besitze. Warum? Weil Peru das Ursprungsland der Kartoffel ist, und die ist ja von unschätzbarem Wert für die Ernährung der Welt.
Schließlich schien auch Pepe genug zu haben und beschloss, wir würden unbemerkt verschwinden. (Wenn er nämlich sein Gehen ankündigte, würden sie ihn nicht gehen lassen.) Also verließ er das Haus - um frische Luft zu schnappen. Wenig später ging ich - um zu telefonieren. Dann folgte unser Chauffeur - der dummerweise entdeckt wurde. Der Gastgeber war jedoch gnädig und ließ uns nach herzlichem Abschied gehen. Puh.

Dienstag, 14. Oktober 2008

In Cusco angekommen...

...und zwar schon vor drei Wochen! Ich wohne mit Pepe, einem peruanischen Arzt, und drei Studenten zusammen. Pepe war lange Jahre Landarzt für die arme Landbevölkerung, und als Arzt und Studierter eine angesehene Persönlichkeit, weshalb ihn alle "Doctor" nennen. Peruanische Eltern bemühen sich stets, für ihr Kind einen Paten zu finden, der möglichst angesehen ist und es später (finanziell) unterstützen kann. Daher ist Pepe ein sehr beliebter Kandidat und brachte es auf über 100 Patenkinder! Die Studenten, mit denen ich zusammen wohne, sind drei davon. Dadurch, dass sie umsonst im Haus wohnen dürfen, ermöglicht Pepe ihnen das Studium; im Ausgleich kümmern sie sich um den Haushalt, putzen, kochen und machen Einkäufe.
Wir haben viel Spaß in unserer Männer-WG, z.B. beim Fußballgucken oder beim gemeinsamen Abendessen:


Beim Abendessen sind von links nach rechts Julián, Efraín, Pepe, ich, Orlando (bis hierhin WG) und Arsenio zu sehen.

Auch wenn die Studenten für deutsche Verhältnisse ziemlich fleißig sind (schon mal von einem Studenten gehört, der jeden Tag um 6h aufsteht und lernt?!), zieht Pepe sie immer damit auf, wie faul sie seien: "Esos vagos, se levantan para el desayuno, y cuando yo me voy al trabajo, otra vez se echan a la cama..." [Diese Faulenzer, stehen auf fürs Frühstück, und wenn ich zur Arbeit gehen, legen sie sich wieder aufs Ohr...] Oder er macht sich über ihren Dorfdialekt lustig: "Estos Andahualinos, cómo van a aprender el inglés, si ni siquiera saben hablar castellano?" [Diese Andahualinos, wie wollen sie Englisch lernen, wenn sie noch nicht mal Spanisch können?]. Die Jungs sind aber auch nicht auf den Mund gefallen, sondern schießen zurück, und so entwickelt sich stets ein anregendes Tischgespräch ;)


Orlando und Efraín.

Mit dem Jungs spiele ich am Wochenende Fußball, wo ich wegen der dünnen Luft nach einer halben Stunde fast aus den Latschen kippe, - oder Volleyball:



Oder wir kochen zusammen, z.B. cuy, und das bedeutet...... Meerschweinchen!


Ja, Meerschweinchen ist hier eine Delikatesse und wird daher vor allem bei besonderen Anlässen serviert, beispielsweise wenn hoher Besuch kommt - und leider gelte ich hier als solcher :/
Es ist wirklich ein seltsames Gefühl, wenn einem beim Bratenduft von etwas, das man eigentlich in der Kategorie Spielgefährte abgelegt hat, das Wasser im Mund zusammenläuft! Meerschweinchen schmeckt eigentlich ähnlich wie Hähnchen. Abgesehen von meinem psychischen Widerstand stört mich allerdings, dass das Tier mehr Knochen als Fleisch hat. Aber wenns sein muss, esse ich es:


Sieht doch eigentlich auch ganz lecker aus, oder?

Montag, 6. Oktober 2008

¡Adiós, México!

Nach einer knappen Woche ging unser super-schönes (siehe Grinsi) Wiedersehen in Mexiko-Stadt zu Ende. Mein Flug brachte mich von dort nach Lima, wo ich auf dem Flughafen übernachtete und früh am nächsten Morgen nach Cusco weiterflog.

Typisch Mexiko!

Kaugummis werden im Vorbeigehen am Baum entsorgt.

Schutzengel braucht dieser Bus bestimmt keinen mehr.

Lecker!!! Während auf das Dach der Markthalle der Regen prasselte, haben wir in Rekordzeit vier Mangos verputzt; gesäubert haben wir uns mit dem Wasser aus der Regenrinne. (Das Foto macht mich übrigens vierfach wehmütig: 1. & 2. Josi ist so weit weg! 3. Hab mein Messer verloren. 4. Südlich des Äquators beginnt erst in ein paar Monaten die Mango-Saison...)


Das folgende Bild (aus einem Museum für zeitgenössische Kunst) zeige ich, weil es mich sehr beeindruckt hat und - immer noch - seinen Wahrheitsgehalt hat.

(Mexiko verwandelt sich in eine Großstadt....)

Bungee mit Musik.

Dieses Ritual haben wir halb zufällig mitbekommen; die vier voladores (Flieger) führen es alle paar Stunden in einem Park durch. Beeindruckt hat mich vor allem, dass der Musiker nach dem Kopfüber-Abseilen keinen roten Kopf hatte...