Montag, 20. Oktober 2008

Peruanischer Geburtstag.

Vor kurzem hat mich Pepe auf den Geburtstag eines Bekannten mitgenommen. Man saß in einem kahlen und kalten Raum im Stuhlkreis (hat mich an die Vorstellungsrunden in meinen Sprachkursen erinnert) und bekam Bier serviert (okay, das nicht). Weil am Anfang die Gäste noch spärlich und die Stimmung etwas reserviert war, begann Pepe Anekdoten aus seiner Zeit als Landarzt zum Besten zu geben, z.B. von der Bäuerin, die ihren Esel in Behandlung brachte. Oder von der Operation eines Unfallopfers, während welcher der Strom ausfiel, woraufhin Pepe einen Polizisten anwies, ihm mit Kerzen zu leuchten. Das ging aber nicht lange gut, weil der Polizist angesichts des offenen Körpers mitsamt den Kerzen umkippte und Pepe fortan zwei Patienten versorgen musste. Oder auch die Anekdote von dem Dorffest, auf dem Pepe selbst gut am Feiern war und schon einiges intus hatte, als man ihm eine Platzwunde aus einer Schlägerei brachte. Als einziger Mann vom Fach musste Pepe die Wunde natürlich nähen - trotz seines angeheiterten Zustands. Am nächsten Morgen kam das Schlägerei-Opfer zur Nachsorge bei Pepe vorbei, dem noch der Kopf brummte. Die Wunde war entsetzlich genäht, und Pepe fragte den Mann arglos, welcher Pfuscher ihn so zugerichtet habe. Der Mann darauf: "Na Sie, Doktor!"
Und so ging es am laufenden Band. Damit die Münder beim Zuhören nicht austrockneten, wurde nach jedem Geschichtchen zugeprostet und getrunken. Und so dauerte es nicht lange, bis die Gesellschaft ziemlich locker war. Irgendwann begann ich in unbeachteten Momenten einzelne Schlucke Bier in eine Lache am Boden zu kippen, die dadurch entstanden war, dass Pepe ein Glas umgeworfen hatte. Dadurch konnte ich das weitere Geschehen mit relativ klarem Blick verfolgen.
Alsbald kamen politische und religiöse Themen auf den Tisch. Die Wirtschaftskrise wurde als Anzeichen für den Niedergang der Weltmacht USA gedeutet, und ihren Platz würde - daran ließ der Redner keinen Zweifel - selbstverständlich Peru einnehmen. Genauso überzeugt war er davon, dass Gott die peruanische Nationalität besitze. Warum? Weil Peru das Ursprungsland der Kartoffel ist, und die ist ja von unschätzbarem Wert für die Ernährung der Welt.
Schließlich schien auch Pepe genug zu haben und beschloss, wir würden unbemerkt verschwinden. (Wenn er nämlich sein Gehen ankündigte, würden sie ihn nicht gehen lassen.) Also verließ er das Haus - um frische Luft zu schnappen. Wenig später ging ich - um zu telefonieren. Dann folgte unser Chauffeur - der dummerweise entdeckt wurde. Der Gastgeber war jedoch gnädig und ließ uns nach herzlichem Abschied gehen. Puh.

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